Velociraptor
„Schneller Räuber“
Geschichtlicher Hintergrund
Die Entdeckung des Velociraptors ist eng mit den frühen Expeditionen des 20. Jahrhunderts in die mongolische Gobi-Wüste verbunden.
1922 führte eine Expedition des American Museum of Natural History, geleitet von Henry Fairfield Osborn, zu einer wichtigen Entdeckung. Am 11. August 1923 fand Peter Kaisen während dieser Expedition die ersten bekannten Fossilien des Velociraptors, darunter einen zerdrückten, aber vollständigen Schädel und eine der großen Krallen des zweiten Zehs sowie Fußknochenfragmente.
Osborn beschrieb den Velociraptor 1924 erstmals wissenschaftlich. Er nannte die neue Art Velociraptor mongoliensis. Der Name Velociraptor kommt von den lateinischen Wörtern velox (schnell) und raptor (Räuber), was auf das schnelle und jagdliche Wesen des Tieres hinweist.
Das Art-Epitheton mongoliensis bezieht sich auf die Mongolei, wo die Fossilien gefunden wurden.
Interessanterweise hatte Osborn zuvor in einem Presseartikel den Namen „Ovoraptor djadochtari“ verwendet. Da dieser Name jedoch nicht in einem wissenschaftlichen Magazin veröffentlicht wurde, gilt er als Nomen nudum und hat keine Priorität gegenüber dem Namen Velociraptor.
Seit ihrer Entdeckung haben die Velociraptor-Fossilien viele wissenschaftliche Untersuchungen und Diskussionen ausgelöst, besonders bezüglich ihrer Federn und ihres Verhaltens. Die Entdeckung von Federansätzen an einem gut erhaltenen Vorderarmknochen im Jahr 2007 bestätigte, dass Velociraptoren Federn hatten, was unsere Sicht auf diese Dinosaurier stark verändert hat.
Er gehört zur Familie der Dromaeosauridae. Dabei handelt es sich um eine Familie kleiner bis mittelgroßer vogelartiger Dinosaurier. Velociraptor war ein kleiner Dinosaurier innerhalb dieser Familie. Ein ausgewachsener Velociraptor wurde ca. 2 m lang und nur etwa einen halben Meter groß, vergleichbar mit der Größe eines Wolfes oder eines Truthahns.
In späteren Jahren wurden in der Wüste Gobi, die sich über Teile Nord Chinas und die südliche Mongolei erstreckt, weitere Fossilien von Velociraptoren gefunden. Die Art Velociraptor mongoliensis wurde in der Djadochta (Djadokhta)-Formation entdeckt. Diese liegt in der mongolischen Provinz Ömnögovi .
Velociraptor
wissenschaftlicher Name |
Velociraptor mongoliensis |
Geschätzte Größe |
Länge: 2,65 Meter Höhe: 0,6 Meter Gewicht: 38 Kilogramm |
Erdzeitalter |
Oberkreide |
Fundorte |
Djadokhta, Barun Goyot |
Ordnung |
Saurischia |
Unterordnung |
Theropoda |

Physische Merkmale
Körperbau |
Zweibeiniger, schlanker, etwa 2 m langer, gefiederter Fleischfresser mit sichelförmiger Kralle |
Besonderheiten |
Große, gebogene Sichelkralle am zweiten Zeh und Federn |
Fortbewegung |
Zweibeinig |
Hautstruktur |
Gefiedert, mit nachgewiesenen Federkielen an den Armen |
Farbgebung |
Unbekannt; vermutlich vogelähnlich, Spekulation über Tarn- oder Balzfarben |
Entdeckung
Entdecker |
Osborn |
Entdeckungsdatum |
1924 |
Bedeutung des Namens |
Der Name „Velociraptor” setzt sich aus den lateinischen Wörtern „velox” für „schnell” und „raptor” für „Räuber” zusammen. |
Bedeutende Fossilienfunde |
Mindestens mehrere Individuen (Schädel und Skelette). |

In der Paläontologie wird oft das Verhältnis von Gehirn- zu Körpergröße, der sogenannte Enzephalisationsquotient (EQ), als grober Anhaltspunkt für die relative Intelligenz genutzt.
Intelligenz (EQ) |
Relativ hoher EQ, vermutlich intelligenter als viele andere Dinosaurier |
Sozialverhalten |
Wahrscheinlich Einzelgänger, eventuell gelegentliches Jagen in kleinen Gruppen |
Fressfeinde |
Größere Raubsaurier, direkte Belege fehlen; Aasfresser könnten Kadaver genutzt haben |

Velociraptor: Fakten über den ‚Schnellen Dieb‘
Velociraptoren war klein und schnell. Eine sichelförmige Kralle an seiner zweiten Zehe jeden Fußes machte ihn zu einem gefährlichen Raubtier. Er war einer der vogelartigsten Dinosaurier die je entdeckt wurden. Velociraptor besaß einen speziellen Knochen in seinen Handgelenken, der es ihm ermöglichte, seine Hand in einer schlagenden Bewegung seitwärts zu bewegen und seinen Arm, so wie es Vögel machen, gegen den Körper zu halten.
Berühmt wurde Velociraptor aus den “Jurassic Park” Filmen. Allerdings gehen Wissenschaftler heute davon aus, dass er in Wirklichkeit nicht einmal annähernd so aussah, wie er in den Filmen dargestellt wurden. Weder das Aussehen noch die Größe stimmen mit den gefundenen Fossilien überein. Die Macher der Jurassic Park Filme haben ihn eher dem Deinonychus antirrhopus nachempfunden.
Velociraptor hatte Federn
Ein spannender Aspekt des Velociraptors ist, dass diese Dinosaurier Federn hatten.
Im Jahre 2007 entdeckten Paläontologen an einem gut erhaltenen Unterarm sogenannte Federknospen. An diesen Stellen sind die Federn von Vögeln am Knochen verankert. Aus diesem Grund schlossen die Wissenschaftler, dass Velociraptor Federn hatte. Seine Arme waren jedoch im Verhältnis zum Körper zu kurz, um damit fliegen oder gleiten zu können.
Die Bedeutung der Federn
Obwohl die Arme des Velociraptors im Vergleich zum Körper zu kurz waren, um zu fliegen oder zu gleiten, vermuten Wissenschaftler, dass die Federn zur Regulierung der Körpertemperatur, zum Schutz der Jungen oder sogar zur Balz dienten.
Vielleicht halfen die Federn auch bei der Kommunikation und dem Ausdruck von Gefühlen.
Vogelartige Züge
Unter Paläontologen besteht heute ein starker Konsens darüber, dass die heutigen Vögel von den Dinosauriern abstammen. Die größten Gemeinsamkeiten bestehen mit der Familie der Theropoden einer Familie 3-zehiger Dinosaurier, zu denen auch Tyrannosaurus Rex und Velociraptor gehören.
Gemeinsamkeiten:
- Gelenk Knöchel
- schwenkbare Handgelenke
- Schlüsselbein (Gabelbein)
- nach vorne gerichtete Zehen
- Federkleid
Gabelbein
Die Schlüsselbeine sind bei den Vögeln zu einem V-förmigen Knochen, dem Gabelbein ( Furcula), verwachsen. Das Gabelbein hält die beiden Schultergelenke beim Fliegen wie eine Spannfeder auseinander.
Gabelbeine wurden erstmals bei theropoden Dinosauriern nachgewiesen; so auch bei Velociraptor.
Daher kommt auch die Vermutung, dass die Vorfahren von Velociraptor fliegen konnten.
Anatomie
Velociraptor hatte einen relativ großen Schädel mit einer langen, schmalen und flachen Schnauze, die circa 60 % seiner gesamten Schädellänge ausmachte.
Er besaß 13 bis 15 Zähne im Oberkiefer und 14 bis 15 im Unterkiefer. Die Zähne waren gezackt und an der Hinterkante stärker ausgeprägt als an der Vorderseite und lagen relativ weit auseinander.
Die Knochen seines Schwanzes waren miteinander verwachsen und unflexibel. Wahrscheinlich nutzte er den Schwanz, um das Gleichgewicht zu halten während er rannte oder sprang.
Die tödlichen Klauen
Eines der auffälligsten Merkmale des Velociraptors sind seine großen, gebogenen Klauen. Besonders die Krallen an den Hinterfüßen, sogenannte Sichelklauen, waren sehr groß und scharf.
An jedem Fuß hatte er an der zweiten Zehe eine solche große sichelförmige Kralle. Während des Laufens hielt er diese Zehe vom Boden fern. Velociraptor benutzte sie als Haken, um seine Beute am entkommen zu hindern; so wie es bei modernen Greifvögeln zu beobachten ist. Ursprünglich wurde davon ausgegangen, dass Velociraptor diese Krallen zum Aufschlitzen seiner Beute benutzte. Heute glauben Wissenschaftler aber, dass der Dinosaurier sie benutzte, um seine Beute zu durchbohren und zu fixieren, ähnlich wie es z.B. Falken tun.
Diese Klauen, die bis zu sieben Zentimeter lang waren, nutzte Velociraptor wahrscheinlich, um Beute zu fangen und zu töten. Sie waren so geformt, dass sie in einer seitlichen Bewegung eingesetzt werden konnten, was Velociraptor zu einem effektiven Jäger machte.
Auch an den Vordergliedmaßen hatte Velociraptor 3 gebogene Klauen, die zum Greifen und Halten der Beute dienten. Die Kombination aus schnellen Bewegungen, scharfen Klauen und intelligenten Jagdstrategien machte Velociraptor zu einem der gefährlichsten Raubtiere seiner Zeit.
Die Ernährung des Velociraptors
Velociraptoren hatten eine vielfältige und anpassungsfähige Ernährung, was ein wichtiger Teil ihrer Überlebensstrategie war. Im Gegensatz zur Darstellung als reine Jäger, die nur lebende Beute jagten, zeigen wissenschaftliche Studien, dass Velociraptoren auch Aas fraßen.
Sie griffen oft tote Tiere wie Protoceratops an, was ihre ökologische Rolle komplexer macht als die eines einfachen Raubtiers.
Ihre Nahrung umfasste eine breite Palette von Tieren, von kleinen bis mittelgroßen Dinosauriern bis hin zu anderen Tieren. Velociraptoren waren Opportunisten und nutzten jede Gelegenheit, um Nahrung zu finden.
Diese Anpassungsfähigkeit war wahrscheinlich entscheidend für ihr Überleben in den verschiedenen Umgebungen der späten Kreidezeit. Sie waren nicht nur auf die Jagd angewiesen, sondern konnten auch von Kadavern profitieren, was ihre Fähigkeit zeigt, sich an unterschiedliche ökologische Bedingungen anzupassen.
Isotopenanalysen von Velociraptor-Fossilien haben gezeigt, dass es Unterschiede in der Ernährung zwischen jungen und erwachsenen Tieren gab. Anders als moderne Tiere mit sozialem Jagdverhalten, bei denen Erwachsene ihren Jungen Nahrung bringen, deutet die Forschung darauf hin, dass junge Velociraptoren ihre eigenen, meist kleineren Beutetiere suchten.
Das könnte bedeuten, dass Velociraptoren kein so ausgeklügeltes soziales Jagdverhalten hatten, wie oft dargestellt.
Ihre nach vorne gerichteten Augen ermöglichten ein hervorragendes räumliches Sehvermögen, ideal für die Jagd auf lebende Beute. Gleichzeitig zeigt die Fähigkeit, Aas zu fressen, dass Velociraptoren flexibel und anpassungsfähig bei der Nahrungsbeschaffung waren. Diese Kombination machte den Velociraptor zu einem effizienten und überlebensfähigen Raubtier in seinem Ökosystem.
Fighting Dinosaurs
Velociraptor war ein Fleischfresser. Seine Beute waren wahrscheinlich zum größten Teil Reptilien, Amphibien, Insekten, kleine Dinosaurier und auch kleine Säugetiere.
Im Jahre 1971 entdeckte ein polnisch-mongolisches Paläontologen Team eine berühmt gewordene Fossilie:
„Fighting Dinosaurs“
Bei dieser Fossilie ist gut zu erkennen, dass ein Velociraptor eine seiner Fußkrallen in den Hals des Protoceratops geschlagen hatte. Der Protoceratops hingegen biss in den Arm des Velociraptors und brach ihm ihn wahrscheinlich dabei.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass es für Velociraptoren unüblich war, so große Beute zu jagen. Die meisten Raubtiere greifen keine Beute an, die mehr als 50% ihrer eigenen Körpermasse aufweisen. Dieser Velociraptor war wahrscheinlich ausgehungert oder einfach nur “jung und dumm”.
Aasfresser?
Im Jahre 2008 fanden Forscher allerdings Protoceratops Fossilien, die Spuren von Zähnen von Velociraptor aufwiesen. Es wird angenommen, dass Velociraptor Aas von Protoceratops gefressen hat.
Weiterhin nehmen Forscher an, dass dieser Kadaver nicht mehr viel Fleisch enthielt, was zu den Bissspuren in den Knochen führte.
In den Eingeweiden eines Velociraptor Fossils wurde im Jahre 2012 ein großer Pterosaurierknochen gefunden. Er hatte eine Flügelspannweite von ca. 2 Metern. Die Paläontologen halten es für unwahrscheinlich, dass der Velociraptor den Pterosaurier getötet hat. Vielmehr hat er den Kadaver geplündert.
Jagd
Velociraptoren waren effektive Jäger. Sie hatten muskulöse Beine und lange Schienbeine, was es ihnen ermöglichte große Schritte zu machen und auf Geschwindigkeiten von 40 km/h zu beschleunigen.
Nach Analysen des Schädels erkannten Forscher, dass der Dino einen großen Riechkolben besessen haben muss. Er verfügte somit über einen ausgezeichneten Geruchssinn.
Warum Velociraptoren zu den am meisten missverstandenen Dinosauriern gehören
Im Film Jurassic Park jagten die Velociraptoren die Kinder zu dritt.
Wissenschaftlich gibt es allerdings keine Belege dafür, dass Velociraptor ein Rudeljäger war.
Eine Studie aus dem Jahr 2007, bei der Zähne von Deinonychus ( ein Verwandter von Velociraptor) untersucht wurden, ergab, dass Jungtiere andere Nahrung zu sich genommen haben, als erwachsene Tiere. Nahrungsvielfalt ist bei Rudeljägern allerdings untypisch.
Vermutlich war Velociraptor ein nachtaktiver Räuber. Bei ihm konnte ein breiter Sklerotalring nachgewiesen werden, der breit genug war, um viel Licht hereinzulassen. Eine Voraussetzung für eine höhere Brennweite und somit höheres Sehvermögen im Dunkeln.
Velociraptor in der modernen Unterhaltung
Velociraptor hat einen einzigartigen Status in der modernen Unterhaltung, besonders durch seine Darstellung in Filmen und Büchern. Michael Crichtons Roman „Jurassic Park“ und die darauf basierende Filmreihe von Steven Spielberg haben den Velociraptor ins Rampenlicht gestellt und ihn zu einem der bekanntesten Dinosaurier gemacht. Obwohl diese Darstellungen oft dramatisiert und künstlerisch interpretiert sind, haben sie das Interesse an Dinosauriern und Paläontologie bei vielen Menschen geweckt.
In den Filmen wird der Velociraptor oft als intelligent, sozial und extrem gefährlich gezeigt, was teilweise auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert. Diese Darstellungen haben jedoch auch zu Missverständnissen und Mythen geführt, die die Wissenschaft zu korrigieren versucht. Trotzdem ist der Velociraptor zu einem kulturellen Symbol geworden, das Faszination und Angst zugleich auslöst.
Es gibt auch viele Spielzeuge, Modelle und andere Merchandising-Produkte, die den Velociraptor darstellen. Diese Produkte, oft in Zusammenarbeit mit Paläontologen entwickelt, helfen, das Wissen über diese faszinierenden Kreaturen zu verbreiten und das Interesse an der Paläontologie zu fördern. Sie dienen auch als pädagogische Werkzeuge, um Kinder und Erwachsene über Wissenschaft und die Geschichte der Dinosaurier zu informieren.
Bildquellen:
Vraptor-scale.png: Matt Martyniukderivative work: Serenthia, CC BY 2.5 https://creativecommons.org/licenses/by/2.5, via Wikimedia Commons
Jens Lallensack, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons
Fighting dinosaurs: Yuya Tamai from Gifu, Japan, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons